Dez
10
2014

50 Jahre Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Garching

 

Von Alexander Bautzmann

Am 30. November 2014 feierte die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde in Garching mit einem festlichen Dankgottesdienst in der Laudatekirche ihr 50-jähriges Bestehen. Am 1. Advent 1964 wurde der erste Kirchenvorstand in St. Katharina feierlich in sein Amt eingeführt. Damit fanden die von Pfarrer Arthur Berg aus Freimann vorangetriebenen Aktivitäten zur Gründung einer juristisch selbstständigen Kirchengemeinde in Garching – zunächst noch unter Begleitung der bisherigen Muttergemeinde Freimann – für die über 900 Evangelischen ihren Abschluss.

Viele Garchinger werden sich erinnern, dass schon im Juni 1997 unter dem Motto „Suchet der Stadt Bestes“ mit Gottesdiensten von Pfarrer Michael Grabow (1983 bis 1997) und einer Vielzahl weiterer Veranstaltungen „50 Jahre evangelisches Gemeindeleben in Garching“ gefeiert wurde.

Beginn des Gemeindelebens 1947

Zum Kriegsende 1945 gab es in Garching nur zwei evangelische Christen. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Aussiedlern nahm ihr Anteil an der wachsenden Bevölkerung stark zu. Im Juni 1947 trafen sich dann 10 Evangelische mit Pfarrer Berg zum ersten Gottesdienst in einer Kiesgrube. Dies gilt als Beginn des evangelischen Gemeindelebens in Garching. Ab Ende 1947 durften die damals 50 Garchinger Evangelischen – sie gehörten formal zur Kirchengemeinde in Freimann – monatlich einmal ihren Gottesdienst am Sonntagnachmittag in St. Katharina feiern. Im Ortsteil Hochbrück fanden die Zusammenkünfte anfänglich im Tanzsaal des Gasthauses Eckert statt, ab 1951 in der Schulhausbaracke. Nach der Errichtung der katholischen Notkirche Zu den heiligen Engeln 1958 durfte dort Gottesdienst gefeiert werden.

Festen Grund im wahrsten Sinne des Wortes fand die Gemeinde dann 1961/62, als Pfarrer Berg vorausschauend das Grundstück kaufte, auf dem heute zentral in Garching die Laudatekirche mit Gemeindezentrum und Pfarrhaus steht. Ab 1962 überließ der katholische Pfarrer Korbinian Lehrberger den Evangelischen fast uneingeschränkt die Kirche St. Katharina zur Nutzung, was der Ökumene in Garching großen Auftrieb gab. Diese Gastfreundschaft setzte sich später in den neu entstehenden katholischen Kirchen St. Severin und Franziska Romana noch bis zur Einweihung der Laudatekirche Anfang der achtziger Jahre fort.

Aufgaben des ersten Kirchenvorstands

Nach der Amtseinführung am 29. November 1964 hatte der erste Kirchenvorstand viel anzupacken. „Zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Kirchenvorstands gehörten – neben Fragen der Gottesdienstgestaltung, der Organisation von Freizeiten und Veranstaltungen und der besseren Anbindung des Hochbrücker Gemeindeteils an Garching – vor allem die Bauprojekte für ein Gemeindezentrum, eine Kirche und einen evangelischen Kindergarten“ erinnert sich heute Manfred Solbrig, Mitglied im ersten Kirchenvorstand. Die zeitliche Reihenfolge der finanzierbaren Bauvorhaben wurden im Gremium und mit dem Dekanat teils äußerst kontrovers diskutiert. Die soziale Entwicklung der Bevölkerung drängte dann einen Kirchenbau zugunsten eines Kindergartens zurück, zumal die politische Gemeinde dafür ein Grundstück an der Röntgenstraße kostenlos zur Verfügung stellte und sich an der Finanzierung beteiligte. In den Folgejahren wurden mit Pfarrer Klaus Rückert (1968 bis 1983) Gemeindezentrum und Pfarrhaus (Mai 1968) und der Kindergarten (Oktober 1969) fertiggestellt. Die Laudatekirche konnte dagegen erst am 4. Oktober 1981 eingeweiht werden, anschließend entstanden in ökumenischer Eigenleistung noch der Kirchturm und die Vorhofmauern.

Gemeinde im Miteinander

Durch den seit 1968 „eigenen“ Vikar und späteren Pfarrer Rückert und das neue Gemeindezentrum nahm die Gemeinde einen großen Aufschwung. Neben zahlreichen internen Gruppen, Kreisen und Projekten sind hier auch solche Aktivitäten zu erwähnen, die sich auf das Ortsleben in Garching und darüber hinaus richteten. Zu erinnern ist an Impulse, Initiativen und Aktivitäten -oft konfessionell übergreifend – für den Sozialdienst (heute die Nachbarschaftshilfe e.V.), die Bürgerwoche, die Kirchenmusik, die Initiierung der Garchinger Gespräche und die Gründung des Arbeitskreises Asyl 1992.

Mit Jutta Höcht-Stöhr als erster Pfarrerin für die evangelische Hochschulgemeinde wurde die Verbindung zum TUM Campus intensiviert.

Seit 2013 finanziert die Gemeinde dem 13-jährigen Ivan Moshi aus Tansania den mehrjährigen Besuch einer weiterführenden Schule.

Bedeutung der Ökumene

Die Ökumene nimmt im evangelischen Gemeindeleben von Garching immer einen großen Raum ein. Die ersten Gottesdienste in Hochbrück hielt 1945/46 der Vertriebenenpfarrer Kraus für Gläubige beider Konfessionen gemeinsam. Noch heute sind vielen Garchingern die gemeinsamen Eucharistie- und Abendmahlgottesdienste in den siebziger Jahren in lebhafter Erinnerung. Auch unter Pfarrer Reiner Kobilke (1998 bis 2006) und Pfarrerin Kathrin Frowein (2007 bis heute) prägen zahlreiche ökumenische Gottesdienste wie zum Weltgebetstag, Buß- und Bettag, Jahreswechsel und vor allem der Ökumenische Gottesdienst im Freien anlässlich der Garchinger Bürgerwoche das enge und vertrauensvolle Zusammenleben. Gleiches gilt für die ökumenische Kinderbibelwoche, Arbeitskreise, Ausflüge, Ausstellungen, die Mitwirkung an Kirchentagen und am Straßenfest zur Bürgerwoche. Der ökumenische Gemeindebrief „Miteinander“ erscheint seit 1996 zweimal im Jahr. Dies alles ist Ausdruck der „Gemeinden im Miteinander – zum Besten der Stadt“ und – entsprechend des Leitbilds der Laudategemeinde – immer „Mitten im Leben“.

 

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