Aug
9
2017

Garchinger Universitätsgottesdienst 2017 in Laudate

Autor: Alexander Bautzmann

TUM-Präsident Professor W. Herrmanns Kanzelrede zur Ökumene

Für die Kanzelrede bei den Garchinger Universitätsgottesdiensten in der Laudatekirche kann

Foto: Joachim Krause

Hochschulpfarrerin Katarina Freisleder regelmäßig bekannte Professorinnen und Professoren gewinnen. In diesem Jahr war der langjährige Präsident der Technischen Universität München (TUM), Professor Wolfgang A. Herrmann, bereit, am Sonntag, den 30. Juli 2017 im Rahmen des Gedenkens an die Reformation vor 500 Jahren zum Thema „Ökumene“ zu sprechen. Musikalisch wurde die Feier vom gut besetzten Laudatechor, der Orgel und dem Posaunenchor der Evangelischen Hochschulgemeinde gestaltet, die Leitung hatten Stephan Schmitz und Franz Wagner.

Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Gruchmann

Begrüßungsredner Dr. Dietmar Gruchmann.
Foto: Joachim Krause

Bei seiner Begrüßungsansprache hob Bürgermeister Dr. Dietmar Gruchmann hervor, dass „es für Garching ein besonderer Tag ist, wenn der evangelische Bürgermeister Garchings den katholischen Präsidenten der hiesigen TUM auf der Kanzel der evangelischen Laudatekirche begrüßen kann.“ Gruchmann erinnerte daran, dass die Ökumene in Garching vielfältig und aktiv gelebt werde  und ein besonderes Gewicht erlangt habe, nachdem die Zahl der Protestanten nach dem  2. Weltkrieg von null auf bis über 3000 angestiegen war. Die Reformation hat mit ihrem Einfluss auf Religion, Recht, Wirtschaft, Kultur, Musik  letztlich alle Christen bewegt, auch Staat und Gesellschaft bis heute mit geformt.

Die Predigt bzw. Kanzelrede zur Ökumene wurde von Gemeinde, Orgel und Posaunenchor musikalisch machtvoll eingeleitet mit dem diesbezüglich bittenden, ja flehenden ökumenischen Lied „Sonne der Gerechtigkeit“ (EG 262), auf dessen Text von Otto Riethmüller (1932) sich der Prediger später auch bezog.

 

Kanzelrede von Professor Wolfgang Herrmann

Professor Herrmann bezeichnete seine Kanzelrede als „sehr persönlich“. Seine Kindheit als

Kanzelredner Professor Wolfgang Herrmann
Foto: Joachim Krause

Sohn eines Lehrer im dörflichen Ihrlerstein bei Kehlheim (Niederbayern) wurde stark von der Tätigkeit als Ministrant im und bei  Ereignissen des von Gott gegebenen Kreislaufs von Leben und Tod geprägt. Dabei habe er gelernt, nicht mit dem Schicksal zu hadern. Eine erste ökumenische Perspektive erhielt er durch seine katholische Mutter. Sie hatte einen der seltenen evangelischen Mitschüler mit zum Mittagessen eingeladen. Dabei stimmte sie dann das „Vaterunser“ als Tischgebet an mit der Begründung: „Da kann man nichts falsch machen“. Sehr beeindruckt habe ihn damals in der nahen Klosterkirche Rohr die „Himmelfahrt Mariens“. Dem elterlichen Drängen zum Ergreifen des Pfarrberufs konnte er sich mit dem Studium der Chemie an der TH München entziehen. Aber die Fragen zum Glauben, zu Religion, Kirche und Schöpfung haben ihn nicht losgelassen und auch in seinen verschiedenen Aufgaben als Naturwissenschaftler und als Mensch beschäftigt und gefordert. So setzt er sich als Präsident der TUM für die Bewahrung der Schöpfung durch die Förderung der sog. „Grünen Technologien“ als langfristige Schwerpunkte der Forschung ein wie z.B. der Elektromobilität.

Professor Herrmann begrüßte ausdrücklich, dass das Reformationsgedenken 2017 überkonfessionell gefeiert wird. Seines Erachtens ist es Martin Luther zu verdanken, dass der Christusglaube im Abendland überhaupt überlebt habe, wozu gerade die normative Kraft der Bibel beigetragen hat. Es sei für ihn auch eindrucksvoll, dass die Evangelischen für die direkte Verbindung zu Gott keine 14 Nothelfer benötigen, die er als Katholik aber gleichwohl schätzt. Bedeutsam noch heute für alle Christen ist Martin Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ : Die Gnade Gottes steht über den Werken – Rechtfertigung aus Gnade. Luther war ein wortgewaltiges Sprachgenie, der die Vereinheitlichung von Schrift und Wort im deutschen Sprachraum wie kaum ein anderer vorangebracht hat. Er hat auch die Musik so geprägt, dass sich gelebte Ökumene in der Musik ausdrücken kann. So werde die musikalische Abendmatinee der TUM im November 2017 Martin Luther in den Mittelpunkt stellen.

Professor Herrmann erinnerte auch auf die bemerkenswerten ökumenischen Ziele und Beschlüsse des von Papst Johannes XXIII. einberufenen Zweiten Vatikanischen Konzils. Es habe dadurch Fortschritte gegeben, leider sei eine Ökumene der Mentalitäten seines Erachtens bisher nicht wirklich gelungen. Ökumenische Erfolgsbeispiele seien jedoch Caritas und Diakonie.

Für Professor Herrmann geht die Ökumene über die christlichen Religionen hinaus umfasst den ganzen Weltkreis-“ Dies bedeutet Respekt vor allen Weltreligionen, religiöse Toleranz, auch wenn man selbst christlich verwurzelt ist und die eigene Heimat auf der christlichen Tradition und der frohen Botschaft der Schrift basiert“ beschloss Professor Herrmann seine Kanzelrede.

Abschluss

Nach dem Predigtlied „Großer Gott, wir loben dich“, umfangreichen Fürbitten mit

Posaunenchor der Evangelischen Hochschulgemeinde.
Foto: Joachim Krause

Schwerpunkt beim Themenkreis der Predigt (Hochschulpfarrerin Dr. Claudia Häfner, Kirchenrat Klaus Schmucker, Dekan Uli Seegenschmiedt und drei Studierende), Vaterunser und Segen sangen Gemeinde und Laudatechor zum Abschluss das irische Segenslied „Möge die Straße uns zusammenführen.“

Foto: Joachim Krause

 

 

Die Inhalte der Predigt und die Thesen von Professor Herrmann zum Thema „Ökumene“ wurde von den Teilnehmern des sehr gut besuchten Universitätsgottesdienstes beim anschließenden Empfang lebhaft diskutiert.

Alexander Bautzmann

Über den Autor: Gabi Cygan

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